Eichhörnchen werfen üblicherweise zweimal jährlich. Dabei sind sie meistens die ersten Tiere, die uns Jungtiere bescheren.
Durch Baumfällungen und Heckenschnitte oder durch Katzen-Freigänger werden im Februar und März, aber auch im Juli vermehrt Jungtiere durch aufmerksame Mitmenschen gefunden. Auch wenn die Mutter durch einen Autounfall verunglückte, tauchen die im Nest unruhig gewordenen Jungtiere am Boden liegend auf. Gleichzeitig sind aber nicht alle Jungtiere verletzt oder hilfsbedürftig, sondern lernen gerade die Welt zu erkunden. Selten findet man erwachsene Eichhörnchen, die Hilfe benötigen.
Wir empfehlen, folgende Jungtiere aufzunehmen:
- Eichhörnchen mit Verletzungen (blutende Wunden, blutige Nase, nachschleifende Gliedmaßen, lethargische Tiere, schreiende Eichhörnchen, sich im Kreis drehende Tiere)
- Nackte, blinde oder behaarte Eichhörnchen, die am Boden liegen und sich nicht bewegen – berühren Sie das Eichhörnchen und überprüfen Sie, ob es kalt ist (es sollte sich etwas wärmer als Ihre Hand anfühlen). Anmerkung: Die Eichhörnchen-Mutter stört sich nicht am Menschengeruch und würde das Tier auch nach Berührung annehmen. Ausgekühlte Tiere nimmt die Mutter aber nicht mehr an!
- Eichhörnchen, die bereits deutlich behaart sind und regungslos am Boden liegen.
- Junge Eichhörnchen, die bereits gut laufen können, aber nicht selbstständig wieder auf den Baum klettern (beobachten Sie das Tier dazu etwa 1 Stunde – das Tier muss auf den Baum klettern können!)
- Wenn das Jungtier in der prallen Sonne liegt und sich selbst nicht vom Fleck bewegt (hier bitte nicht eine Stunde warten, sondern das Tier sofort aufnehmen (Hitzeschlaggefahr – Infusionen sind wahrscheinlich dringend notwendig))
- Jungtiere, die bei einem Baumschnitt heruntergefallen sind (das Nest ist zerstört, die Tiere sind womöglich durch den Sturz verletzt und müssen versorgt werden)
- Eichhörnchen, die Ihnen nachlaufen und an Ihnen hochklettern möchten (sie sind üblicherweise ausgehungert und versuchen um jeden Preis jemanden zu finden, der sie versorgt – die Mutter ist verunglückt). Ausnahmen kommen dann vor, wenn Eichhörnchen vor Ort gefüttert werden.
- Eichhörnchen, die auf Asphalt, Steinboden, Straßen, Garagenauffahrten usw. liegen.
Wir empfehlen, folgende erwachsene Eichhörnchen aufzunehmen:
Ein erwachsenes Eichhörnchen, das Sie selbst einfangen und mitnehmen können, ist ein Eichhörnchen in Lebensgefahr mit sehr geringen Überlebenschancen. Ein Eichhörnchen wird auch bei schweren Verletzungen versuchen, sich in die Baumkronen in Sicherheit zu bringen. Erwachsene Tiere, die auch das nicht mehr schaffen, brauchen dementsprechend dringend Hilfe.
Bitte beachten Sie: Eichhörnchen können kräftig beißen. Sie verstehen nicht, dass Sie ihnen helfen wollen und wehren sich daher manchmal bei der Bergung. Während kleine Jungtiere üblicherweise nicht beißen (noch fehlen die Zähne), tun es ältere Tiere durchaus. Sobald das Eichhörnchen deutlich behaart ist, sollten Sie es also nur mit dicken Handschuhen oder notfallshalber mit einem T-Shirt, einem Schal oder einer Haube angreifen.
Erste Hilfe für Eichhörnchenjunge
- Nehmen Sie das Tier auf und suchen Sie nach weiteren Jungtieren – oft finden sich noch Geschwister in derselben misslichen Lage.
- Notieren Sie sich unbedingt den Fundort! Eventuell ist eine Rückführung mit der Mutter noch am selben Tag möglich nachdem das Tier entsprechend versorgt wurde.
- Wärmen Sie das Jungtier in einem Tuch eingewickelt in Ihrer Hand! Setzen Sie es nicht gleich auf eine Wärmeflasche – zu schnelles Aufwärmen überleben die Tiere nicht.
- Ist das Tier aufgewärmt, setzen Sie es in einen Karton (mit Luftlöchern) oder einen Kleintiertransporter mit einer Wärmeflasche. Wickeln Sie die Wärmeflasche so ein, dass das Hörnchen auf einer angenehm warmen Fläche liegt – stellen Sie sicher, dass es nicht zu warm wird (etwas wärmer als Ihre Hände ist gut). Nicht empfehlen können wir die Verwendung von Wärmelampen, da diese die Tiere zu stark austrocknen.
- Verwenden Sie dabei bitte nur Tücher, die keine Löcher haben (hier könnten sich sonst Gliedmaßen verwickeln)
- Unterkunft auf Ausbruchsicherheit überprüfen!
- Kontaktieren Sie die Wildtierhilfe Wien oder andere Auffangstation in Ihrer Nähe für die weitere Vorgehensweise.
- Erst in Absprache mit einer Wildtierauffangstation dürfen Futter bzw. Wasser verabreicht werden. Schwache Tiere können sich schnell verschlucken und ersticken. Zu frühes Füttern kann zu Verdauungsproblemen und folglich zu Kreislaufversagen führen. Nur wenn für eine Beratung niemand erreichbar ist, empfehlen wir, nach der Anleitung im folgenden Punkt „Futter und Wasser“ vorzugehen.
Futter und Wasser
- Bitte nur unter vorheriger Absprache mit einer Wildtierauffangstation oder einem wildtierkundigem Tierarzt Futter oder Wasser verabreichen. Ein kaltes, verletztes Tier muss zuerst gewärmt und medizinisch versorgt werden, bevor Futter und Wasser verstoffwechselt werden können.
- Falls niemand erreichbar ist, gehen Sie bitte folgendermaßen vor: Ist das Tier aufgewärmt und medizinisch versorgt, kann eine Lösung aus lauwarmem Wasser und Traubenzucker in einer flachen Schüssel angeboten werden. Wird diese nicht angenommen, können Sie vorsichtig außen (!) die Mundwinkel mit Wasser benetzen. Es reicht ganz wenig Wasser aus, das anschließend von den Lippen geschleckt werden sollte. Das ist eine Angelegenheit, die sehr langsam vorangeht, da so immer nur winzige Wassermengen aufgenommen werden. Werden Sie nicht ungeduldig, lassen Sie die Wassertropfen am Mundwinkel nicht immer größer werden. Insbesondere bei der Verwendung von Pipetten ist die Verschluckungsgefahr sehr groß. Niemals Wasser in das Maul hineintropfen lassen – Erstickungsgefahr!
Transport
- Hierfür bitten wir Sie, nasses Futter und Wasser wieder aus der Transportbox zu entfernen, damit das Tier nicht nass wird.
- Das Eichhörnchen muss ausbruchssicher verstaut werden. Für Jungtiere reicht ein Schuhkarton mit Luftlöchern, welcher gut zugeklebt so verstaut wird, dass er beim Transport nicht umherrutschen kann.
- Auch während der Fahrt sollte das Tier warm bleiben, daher ggf. ein lauwarmes Thermophor oder ein Kirschkernkissen so in oder unter der Box anbringen, dass das Eichhörnchen notfalls der Wärmequelle ausweichen kann.
Was Sie nicht tun sollten
- Geben Sie dem Tier bitte kein Futter und auch kein Wasser ohne vorherige Absprache:
Geschwächte Tiere müssen erst mit Infusionen aufgebaut werden, bevor sie in der Lage sind Futter zu verdauen. Füttern Sie insbesondere keine Regenwürmer, Käfer, Wespen, keine Milchprodukte, kein Müsli, kein Hunde/Katzenfutter oder Hackfleisch, kein Brot oder Speisereste. Auch die unsachgemäße Versorgung mit Wasser kann schiefgehen – das Tier kann sich verschlucken und ersticken (kommt häufig vor bei geschwächten Jungtieren – daher bitte keine Selbstversuche). Insbesondere bei der Verabreichung von Wasser mittels Pipetten ist die Gefahr, etwas falsch zu machen, sehr groß! - Behandeln Sie das Tier bitte nicht selbst mit Medikamenten oder Flohsprays!
Falsche Medikamente oder Medikamentengabe auf Verdachtsdiagnosen können verheerende Folgen haben. Wenn Sie das Jungtier in der Transportbox belassen und Haustiere nicht in die Nähe dieser Box lassen, so ist eine Ansteckung der Haustiere mit Außenparasiten sehr unwahrscheinlich. Bitte beachten Sie, dass die Verwendung solcher Mittel das Tier töten kann. - Von der Verwendung von Wärmelampen raten wir dringend ab, da diese die Tiere stark austrockenen. Verwenden Sie stattdessen Wärmematte/Thermophor/Kirschkernkissen um das Tier aufzuwärmen!
- Belassen Sie für den Transport keine Wasserschüsseln in dem Transportbehältnis. Das Wasser wird sonst verschüttet, das Tier wird nass und kühlt aus.
- Ziehen Sie das Tier bitte nicht selbst auf.
Wir verstehen, dass die Handaufzucht von so kleinen Tieren eine besondere Erfahrung ist. Gleichzeitig ist sie aber enorm zeitaufwändig. Vor allem kleine Tiere müssen Tag und Nacht alle zwei Stunden versorgt werden. Wenn nur ein Tier gefunden wird und das Hörnchen daher alleine aufwachsen muss, ist es fehlgeprägt. Fehlgeprägte Tiere werden in der Natur von Artgenossen im besten Fall verstoßen, im schlimmsten Fall getötet. Darüber hinaus muss die Auswilderung in einem entsprechenden Rahmen geschehen. Offensichtlich selbstständige Tiere können nicht einfach in die Freiheit entlassen werden!
Wie können Sie Eichhörnchen im Alltag helfen?
- Schneiden Sie Hecken und Bäume nicht im Frühling und Hochsommer – in dieser Zeit werden diese Orte gerne für die Jungtieraufzucht genutzt
- Richten Sie Futterplätze ein! Bieten Sie dazu Haselnüsse, Walnüsse, ungezuckerten Zwieback und Obst (mit geringem Säuregehalt, also bitte keine Zitrusfrüchte o.ä.) in Futterschüsseln auf Holzbretter, die Sie zuvor an Bäumen montiert haben, an. Denken Sie auch an eine Wasserstelle (bitte keine Schüssel wählen, die tiefer als 3-4 cm ist. Am besten eignen sich Blumentopfuntersetzer).
- Sichern Sie Ihre Regentonnen ab! Verschließen Sie diese oder bringen einen Ast so an, dass die Tiere wieder aus der Regentonne klettern können.
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